Starthilfen für Gründer:innen

Überblick über die wichtigsten Quellen

Es war nie leichter im Journalismus zu gründen als heute. Eine kühne Behauptung und doch weiß ich, wovon ich spreche. Ich habe vor neuneinhalb Jahren das digitale Magazin DEINE KORRESPONDENTIN gegründet. Damals gab es weder Inkubatoren, noch Handbücher oder Webseiten, wo man Informationen finden konnte, geschweige denn Netzwerktreffen oder Austauschrunden. Ich habe eine Zeitlang ein digitales „Female Founders Breakfast“ organisiert, damit sich Gründer:innen vertrauensvoll austauschen können.

Ich weiß, wie wichtig Netzwerke und Kontakte sind, um im Journalismus Fuß zu fassen. Glücklicherweise sind diese Netzwerke beim Gründen nicht ganz so zentral. Schließlich kann jede:r von heute auf morgen einen Newsletter starten, ein digitales Magazin mithilfe von WordPress basteln oder einen Podcast hochladen. Hinzu kommt, dass es inzwischen zahlreiche Webseiten gibt, die bei den ersten Schritten helfen können.

Zuallererst ist natürlich der Werkzeugkasten zu nennen, den du bereits intensiv studierst. Hier findest du jede Menge Erfahrungsberichte von Medienschaffenden, die dir ihre Learnings auf dem Silbertablett präsentieren – damit du nicht die gleichen Fehler machst. Ergänzt werden die Berichte vom Non-Profit-Podcast, den ich im August 2023 gestartet habe und der einmal im Monat ein interessantes gemeinnütziges Medienprojekt aus dem DACH-Raum vorstellt.

Zu Gast waren schon viele Akteur:innen, unter anderem andererseits, Die Hauptstadt, Investigate Europe, Headliner und DOSSIER. Gegründet wurde werkzeugkasten.media vom karla Magazin aus Konstanz mit der Idee, einen zentralen Ort für Inhalte rund um Non-Profit-Journalismus zu schaffen. Die Webseite wird ab 2025 vom Verein Netzwerk Recherche übernommen und weitergeführt.

Das neue Medienprojekt Kolumna möchte möglichst bald loslegen und sucht dafür aktuell 700 Unterstützer:innen. Das Versprechen ist neuer Lokaljournalismus für Lindau. I Foto: Kolumna

Ich möchte im Folgenden einen Überblick über die fünf wichtigsten Anlaufstellen geben.

1. neuemedien.org

Eine weitere zentrale Anlaufstelle für Gründende ist neuemedien.org. Dahinter steckt Neue Narrative, eine Wirtschaftsredaktion mit eigenem Verlag in Verantwortungseigentum – also einem alternativen Unternehmensansatz. Vor allem die Templates für Prozesse und Strukturen, sind extrem hilfreich für Menschen, die ein neues Projekt starten wollen.

Dieser Medienbaukasten unterstützt dich dabei, dein eigenes Vorhaben zu professionalisieren und auf ein neues Level zu bringen. Das heißt, ihr findet auf der Webseite Videos und jede Menge Infos zu agilem und rollenbasiertem Arbeiten, zur Erstellung eines Businessplans, zur Verbesserung von Meeting-Strukturen, einen Potenzialrechner für Kampagnen, ein KPI-Set und vieles, vieles mehr.

Falls ihr Notion als Projektmanagement-Tool verwendet, könnt ihr es einfach in euren Space duplizieren und müsst es nicht einmal selbst bauen. Meiner Einschätzung nach würden viele Infos auch etablierte Medienhäuser weiterbringen in Hinblick auf die digitale Transformation. Meine Vermutung: Die meisten haben die Webseite einfach noch nicht entdeckt – oder nutzen kein Notion.

2. NPJ.news

Seit 2024 gibt es eine Datenbank namens NPJ.news. Dort findet man Steckbriefe zu mehr als 100 Förderorganisationen, die für die Finanzierung von Journalismus interessant sein können. Manche fördern Journalismus explizit, bei anderen können sich aufgrund der inhaltlichen Ausrichtung zahlreiche Anknüpfungspunkte gerade für gemeinnützige Journalismus-Projekte ergeben. Die Webseite will also Informationen zur Verfügung stellen, welche Förderungen und welche Akteur:innen es im Non-Profit-Bereich gibt sowie über die rechtlichen Rahmenbedingungen aufklären.

NPJ.news nennt sich selbstbewusst „die zentrale Informationsquelle rund um Gemeinnützigkeit im Journalismus und mit einer Förderdatenbank für journalistische Projekte“. Daraus ergeben sich einige Überschneidungen mit dem Werkzeugkasten, der sich ebenfalls als zentrale Anlaufstelle für gemeinnützigen Journalismus in Deutschland etablieren will.

3. medien-foerderung.de  

Mithilfe der Datenbank medien-foerderung.de ist es möglich, mithilfe von Stichworten nach einem passenden Förderprogramm zu suchen. Vor allem gemeinnützige Projekte sind nicht selten auf Stiftungsfinanzierung angewiesen. Die Recherche von passenden Stiftungen kostet aber viel Zeit. Es gibt zwar die Website stiftungssuche.de vom Bundesverband Deutscher Stiftungen, die aber den Nachteil hat, dass sie alle Stiftungen aufführt. Also auch Stiftungen, die im Bereich Medien gar nicht aktiv sind.

Die Datenbank des Media Lab Bayern, des Journalismus Lab NRW und des MIZ Babelsberg filtert hingegen ausgewählte Stiftungen, die sich Journalismus, Investigation oder Förderung von Medienkompetenz auf die Fahnen geschrieben haben.

Am 16. Dezember war klar: Das neue atmo Magazin hat 17.100 Abos und über 1,34 Millionen Euro! Damit hat das Team um Frauke Ladleif (3. v. l.) die Mindestsumme übertroffen. 2025 kann das Magazin starten.

4. Diverse Newsletter

Ich kann unterschiedliche Newsletter empfehlen, um sich weiter über Neuigkeiten im Gründungssektor zu informieren. Die wichtigsten:

Kein Anspruch auf Vollständigkeit

Laufend kommen neue Quellen hinzu. Deshalb erhebt diese Auflistung nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Eine hilfreiche Anlaufstelle ist auch der Förderkosmos Journalismus, der regelmäßig ausgeschrieben wird und Journalist:innen dabei unterstützt, Förderanträge zu schreiben.

Wenn ihr ein gemeinnütziges Projekt in der Pipeline habt, wäre vielleicht auch das Grow-Stipendium von Netzwerk Recherche interessant. Die Finanzspritze hält sich mit 5.000 Euro zwar in Grenzen, aber das Geld verschafft ein bisschen Luft, um sich seinem Herzensprojekt zumindest eine gewisse Zeit konzentriert zu widmen.

Die Inkubatoren in Deutschland – MediaLab Bayern, Journalismuslab NRW, MIZ Babelsberg, next.media Hamburg – vergeben jährlich zahlreiche Stipendien und Fellowships für Journalist:innen, die kurz davor sind zu gründen oder bereits gegründet haben.

Deshalb ist es ratsam, sich für die jeweiligen Newsletter anzumelden – so verpasst man keine Ausschreibung und keine Deadline! Am Ende geht es darum, ins Machen zu kommen. Und dafür gibt es heutzutage so viele Hilfestellungen wie nie. Nur den Sprung ins kalte Wasser nimmt einem am Ende des Tages keiner ab.

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